
Das systemische Coaching ist ein ganzheitlicher Ansatz. Im Gegensatz zum klassischen Coaching wird die Person nicht isoliert, sondern als Teil eines Systems betrachtet, um hemmende Beziehungen zu erkennen und zu verändern. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich.
Grundsätzlich können bei der Aufstellungsarbeit alle Beziehungen und Themen aufgestellt werden. Es können z.B. auch Ziel- und Entscheidungsfragen geklärt werden.
Es geht also darum, Beziehungen sichtbar zu machen, die in einem System wirken. Und es geht immer um Beziehungen. Um unsere Beziehung zur Familie, zu anderen Menschen, zum Leben, zum Beruf, zu unserer Gesundheit, zum Geld und natürlich auch zu uns selbst.
Auch ein Mensch ist ein System, so können auch beispielsweise innere Persönlichkeitsanteile aufgestellt werden. Eine besondere Form der Aufstellung ist dabei auch die Arbeit mit dem inneren Kind.
Beim Familienstellen können alle Themen aufgestellt werden, die das eigene Leben belasten. Das Ziel einer Familienaufstellung ist es, verborgene Dynamiken, die in der Familie wirken, sichtbar zu machen und zu lösen. Auch bei einem Wunsch nach einer erfüllten Paarbeziehung ist eine Aufstellung hilfreich. Oftmals sind wir durch unsere Familiengeschichte belastet, das sich auf eine Partnerschaft auswirkt. Die Aufstellungsarbeit leistet hierbei Hilfe, Verstrickungen zu erkennen und zu lösen.
Ebenso können berufliche Anliegen bei einer Aufstellung gewandelt und gelöst werden. Nicht erfolgreich zu sein, Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, Mobbing, sich nicht abgrenzen können, ziel- und kraftlos zu sein und zu scheitern, oder berufliche Ziele nicht erreichen zu können, sind Themen für eine Aufstellung.
Kurz: eine Aufstellung ist immer dann hilfreich, wenn du belastende Gefühle lösen und einengende Lebensmuster ändern möchtest.
Systemdynamiken
Bert Hellinger war ein deutscher Psychotherapeut, der vor allem für seine Arbeit im Bereich der Familienaufstellungen und systemischen Therapie bekannt ist. Er entwickelte eine Vielzahl von Konzepten und Prinzipien, um das Verständnis von Beziehungs- und Familiensystemen zu vertiefen. Eine seiner zentralen Erkenntnisse sind die sogenannten „Grunddynamiken“
Die 3 Grunddynamiken sind
- Bindung
- Ausgleich
- Ordnung
Diese Grunddynamiken wirken, vor allem in Familien, immer. Wir finden Sie aber auch im beruflichen Kontext.
Bindung
Das Recht auf Zugehörigkeit. Alle, die zu einer Familie gehören, haben das gleiche Recht auf Zugehörigkeit. Auch wenn sie verstorben, weggegeben, ausgeschlossen oder vergessen wurden. Die Bindung zwischen Eltern und Kind bleibt immer bestehen. Selbst wenn diese keinen Kontakt zueinander haben. Naturgemäß hält ein Kampf gegen diese Bindung die Bindung aufrecht. „Das sind meine Eltern“ – Annahme von dem „was ist“, bedeutet, wie kann ich mit der Gegebenheit am besten umgehen.
In Familien ist eine Bindung nie auflösbar.
Im beruflichen Kontext dagegen kann die Bindung und demnach das Recht auf Zugehörigkeit beispielsweise durch Kündigung oder Eintritt in den Ruhestand beendet werden.
Ausgleich
Das Prinzip des Ausgleichs von Geben und Nehmen wird uns durch unser Gewissen vorgegeben. Es dient dem Austausch in unseren Beziehungen. Sobald wir von jemandem etwas nehmen oder bekommen, fühlen wir uns verpflichtet, ihm ebenfalls etwas zu geben, und zwar etwas Gleichwertiges. Das heißt: Wir fühlen uns bei ihm so lange in der Schuld, bis wir ihm etwas Entsprechendes zurückgeben und damit die Schuld beglichen haben. Danach fühlen wir uns ihm gegenüber wieder frei. Das Gewissen lässt uns so lange keine Ruhe, bis wir ausgeglichen haben. Wenn mir jemand etwas gibt, gleiche ich es aus, zum Beispiel indem ich dafür den vollen Preis dafür bezahle.
Die Ordnung von Geben und Nehmen kann allerdings auch gestört sein, wenn ich dem anderen mehr gebe, als er zurückgeben will oder kann. Viele halten es für angebracht, z.B. dem Nachbarn mehr zurückzugeben, als dieser gegeben hat. Ein Beispiel, ich leihe mir bei meinen Nachbarn 2 Eier. Als Ausgleich gebe ich die beiden Eier und zusätzlich ein Stück meines selbstgebackenen Kuchens zurück. Wenn die Nachbarn sich nun verpflichtet fühlen mir dafür etwas zurückzugeben, dann geben sie meist wieder etwas mehr. So bekomme ich, um das Beispiel einfach zu halten, von meinen Nachbarn einen ganzen Kuchen zurück. Damit ich mein Gewissen beruhige lade ich im Gegenzug die Nachbarn zum Abendessen ein – wie das Prinzip des gestörten Ausgleichs nun weitergeht überlasse ich gerne deiner Fantasie. Damit bringt man das Gleichgewicht einer Beziehung aus der Balance. Danach hat es der andere schwer, die Ebenbürtigkeit wiederherzustellen. Die Folge kann sein, dass derjenige, dem zu viel gegeben wurde, böse wird und die Beziehung verlässt. Die Ausgeglichenheit ist gestört und bewirkt also das Gegenteil von dem, was sich der Geber erhofft hat.
Das Bedürfnis nach Ausgleich erfahren wir auf gleiche Weise, wenn andere uns etwas angetan haben. Dann wollen wir ihnen auch etwas antun. Das Bedürfnis nach Ausgleich auch im Schlechten. Sollten wir versuchen durch Verzeihen, dieses Bedürfnis zu unterdrücken und zu überwinden, gefährden wir die Beziehung. Der andere kommt durch das Verzeihen aus der Beziehung auf Augenhöhe in ein Verhältnis von Unterlegen zu Überlegen. Der gute Weg beim Ausgleich im Schlechten besteht darin, dem anderen nicht die gleiche oder sogar größere Verletzung zuzufügen, sondern ihn ein bisschen weniger zu verletzen. Der Austausch von Geben und Nehmen im Guten kann so wieder von vorne beginnen.
Die Forderung nach dem Ausgleich von Geben und Nehmen gilt nicht in der Eltern-Kind-Beziehung. Statt den Eltern etwas zurückzugeben, gibt man es an andere weiter. Vor allem an eigene Kinder.
Ordnung Die Ordnung sieht vor, dass jeder in seiner Familie den ihm bestimmten Platz einnimmt. Diese Ordnung ist eine hierarchische Ordnung:
Die Alten kommen zuerst.
Das heißt: In der Familie gibt es einige, die höher stehen und deswegen zuerst kommen, und andere, die unter ihnen stehen und nach ihnen kommen. Die Rangordnung wird durch die Zeit der Zugehörigkeit bestimmt. Wer früher ein Mitglied der Familie war, hat Vorrang vor denen, die danach kamen. So kommen die Eltern vor ihren Kindern, das erstgeborene Kind vor dem zweiten usw.
Jeder in der Familie hat seinen eigenen ihm zustehenden Platz. Niemand kann und darf ihm diesen Platz streitig machen, indem er sich beispielsweise über ihn erhebt oder ihn von seinem Platz verdrängen will.
Mit Blick auf die Ordnung ist es demnach wichtig, dass Eltern nicht die Kinder einbeziehen, wenn es sich um Angelegenheiten als Paar handelt. Zudem sollten sich Eltern bewusst sein, dass sie die Regeln aufstellen und Verantwortung übernehmen.
Verstrickungen
Sind die Bedingungen der drei Grunddynamiken nicht erfüllt, kommt es zu Verstrickungen, wie z.B. Triangulierung oder Parentifizierung. Zum Vergleich:
Idealfamilie

Die Eltern stehen hinter dem Kind.
Das Grundbild der perfekten Familie. Die Ordnung ist hergestellt. Das System ist im Gleichgewicht. Die Eltern tragen die Verantwortung für die Belange der Erwachsenen und geben die Regeln vor. Das Kind kann sich so kindgerecht entwickeln.
Triangulierung

Das Kind steht zwischen den Eltern
Eine Triangulierung liegt vor, wenn ein Kind in einen Konflikt hineingezogen wird, der im Grunde zwischen Vater und Mutter besteht. Die Mutter verbündet sich dann z.B. mit der Tochter gegen den Vater.
Damit erhält die Tochter eine unangemessene Rolle im Familiensystem.
Sätze wie „Der Papa hat uns verlassen“ oder „Bei mir ist es schöner als bei Mama“ sind typische Beispiele dafür. Oder die Mutter sagt zum Sohn „Papa ist schlimm, aber du bist mein großer Mann“. Auch wenn die Tochter die beste Freundin der Mutter ist, kann das auf eine Triangulierung hinweisen.
Steht das Kind zwischen den Eltern ist es für das Kind so, als müsste es sich entscheiden, ob es Mama oder Papa lieber hat.
Parentifizierung

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